Südkurier-Artikel über ROTH&EFFINGER in Brigachtal vom 22.3.2025
Die Firma Roth und Effinger expandiert: Wie winzig klein und ganz groß höchste Präzision gelingt
In einer unruhigen Welt brummt der Brigachtaler Betrieb im eigenen Rhythmus und im Zusammenspiel von Hochtechnologie und Handarbeit. Verblüffend ist der Verzicht auf eine besondere Abteilung.
Wachstum mit viel Blech und noch mehr Präzision: Eine Brigachtaler Firma vollzieht den nächsten Expansions-Schritt und nimmt einen stattlichen Gebäudeanbau für 1,5 Millionen Euro samt erweitertem Maschinenpark in Betrieb. Das gilt es zu feiern: Bei Roth und Effinger empfangen 40 Mitarbeiter Anfang April 2025 mehr als 400 Gäste aus ihrem Kundenstamm.


Der Betrieb an der Gewerbestraße stößt im Jahr 2025 an seine Wachstumsgrenzen, nicht betriebswirtschaftlich, aber angesichts der hier zur Verfügung stehenden Grundstücke. Alles ist hier nun zugebaut. Mit der Inbetriebnahme des neuen Hallenriegels sei die Firma neu durchstrukturiert worden. „Noch sinnvollere Abläufe wurden nun in den Gebäuden möglich“, erklärt Lars Roth.
Der Betrieb arbeitet offenkundig hocheffektiv. Viele Auftraggeber schicken ihre Computer-Zeichnungen ein und bestellen nach Stückzahl und auf Termin. Bei der Auftragsbearbeitung kommt der neue Anbau ins Spiel. „Viele unserer Kunden haben heute selbst gar kein Lager mehr, sondern bestellen auf ein bestimmtes Datum“, schildert Marius Effinger. Und genau das bietet jetzt der Brigachtaler Metalle-Spezialist: Bestellung, , Bearbeitung, Fertigung, Oberflächenbehandlung und Auslieferung, alles auf den Punkt genau.

Während die Welt zwischen russischem Krieg und Donald Trumps Polit-Schwingungen hin- und hergerissen ist, tickt diese Firma scheinbar völlig losgelöst von allen Turbulenzen in ihrem eigenen Rhythmus. Wer durch die Firma spaziert, der sieht viel Blech – und viel rotes und grünes Licht. Spezielle Schneidköpfe für dreidimensionales Arbeiten fräsen Muster in Edelstahlplatten. Winkel, Schrägen, alles ist hier im Mikro- wie im Makrobereich möglich.
Es gibt hier noch viel Handarbeit: Arbeiter schieben Metallscheiben in große Maschinen, die das Werkstück abkanten. Was einem Backblech ähnelt, wird, zusammengesetzt aus Einzelstücken, eine Maschinenverkleidung. Kameras steuern und überwachen die Abläufe. Es gilt, das Versprechen der Firma einzulösen: chirurgische Präzision.

„Nullkommanullfünf“, sagt Lars Roth, wenn er die unterste Millimetergrenze des Laserschneidens nennt. Die Exzellenz der Möglichkeiten der Metallverarbeitung scheint hier grenzenlos. Auch dicker Edelstahl bremst hier niemanden.
Bei den maximal möglichen Stückzahlen bewegt sich die Firma „im sechsstelligen Bereich“, sagt Lars Roth. Hinzugefügt wird: „Industriell wollen wir nicht sein.“ Wer die Firma erlebt, der sieht eine weiterentwickelte Form der Manufaktur, ausgerüstet mit Hochtechnologie.
Die Auftragsabwicklung bei Roth und Effinger führt dazu, dass die Firma gar nicht immer weiß, wo genau ihre Teile eingebaut werden. Die Lieferung nach Art der Ausführung, nach Stückzahl, Termin und Versandort bringt das mit sich. Manchmal geht es auch um die Bestellung fertiger Baugruppen.
Oder um Einzelstücke wie dieses: Ein Arbeiter schweißt in einer Halle ein tonnenschweres Stück Eisenfläche zusammen. „Das wird ein Fundament für eine Maschine bei einem Kunden“, weiß Gebhard Effinger.

Längst wird bei dem Brigachtaler Betrieb auch Kunststoff verarbeitet, Hochpräzision ist auch hier möglich. Was hinter dem Leistungsportfolio des Betriebs an brachialen Kräften steckt, wird beim Wasserschneiden deutlich. Mit bis zu 6000 bar werden hier Werkstoffe bearbeitet. Zum Vergleich: In einem Autoreifen herrscht ein Druck von rund sind 2,5 bar.
Roth und Effinger ist vergleichsweise jung. Die Firma wurde 1987 von Lars Roths Vater zusammen mit einem Kompagnon gegründet. 1998 kam Gebhard Effinger als Geschäftsführer dazu, 2001 übernahm Lars Roth die Führungsposition seines Vaters. Sieben Personen arbeiteten hier zu Beginn. Der neue Anbau habe drei weitere Neueinstellungen ermöglicht.

Das bevorstehende Fest zum neuen Anbau wird gleichzeitig auch eine Leistungsschau der Firmenkompetenzen. 400 Gäste bei 40 Mitarbeitern? Gebhard Effinger schmunzelt wieder stolz: „Wir haben eigentlich keinen Vertrieb und nutzen Termine wie diesen. Der Rest ist unser guter Leumund“, erklärt er sein Geschäft.
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von Norbert Trippl/Südkurier | Fotos: ©Norbert Trippl